Eine Oase der Ruhe und Erholung ist der Nymphenburger Schlosspark im Westen von München. Er ist ca. 180 Hektar groß und ein beliebtes Ziel für Städter auf der Suche nach einer Atempause in der grünen Lunge Münchens. Aber nicht nur Spaziergänger und Jogger, sondern auch zahlreiche Tierarten schätzen die Ruhe des Gartens. Er bietet mit seiner reichen Flora ideale Lebensbedingungen für Tiere, die es sonst in einer Großstadt schwer haben. Rehe, Hasen, Füchse und Marder fühlen sich im Park ebenso wohl wie Frösche, Schmetterlinge und Heuschrecken und zahlreiche Vogelarten.
Besonders beliebt bei den Besuchern sind die Schwäne. Zusammen mit den zahlreichen Gänsen schwimmen sie majestätisch über die Seen im Park. Im Frühsommer kann man die Schwanenpaare im Schlosspark bei der Aufzucht ihrer Küken beobachten.
Einen besonderes geschäftigen Eindruck hinterlassen die zahlreichen Eichhörnchen, die überall im Park die Bäume auf- und abklettern. Sie lassen sich auch durch nahende Spaziergänger kaum von ihrer Suche nach Wintervorräten abhalten. Die Allesfresser vertilgen Haselnüsse, Bucheckern und was der Park so hergibt: Sogar Pilze, Jungvögel oder Eier stehen auf ihrem Speiseplan. Man kann im Nymphenburger Park sowohl rötliche als auch dunkelbraune Eichhörnchen beobachten.
Ein in Deutschland eher seltener Gast ist der Gänsesäger. Er gehört zu den Entenvögeln, ist aber größer als eine Stockente und seltener. Er steht auf der Liste der gefährdeten Tierarten. Deshalb ist man auch besonders stolz, dass im Nymphenburger Schlosspark einige Paare leben, die regelmäßig Junge aufziehen. Wenn diese noch klein sind, lassen sie sich häufig von ihrer Mutter spazieren schwimmen. Den Namen Gänsesäger haben die Tiere von ihrem sägeartigen Schnabel.
Ein weiterer Bewohner des Schlossparks ist der Kauz. Käuze waren in früheren Zeiten äußerst unbeliebt, denn sie galten als Todesboten. Ihr Ruf, der wie "kju-wit" klingt, wurde als "Komm mit" gedeutet. Dies wurde vielen dieser Vögel zum Verhängnis: Sie wurden ans Hoftor genagelt, um den Tod zu vertreiben.
Einen ähnlich schlechten Ruf hatten die Seidenschwänze. Die schillernd bunten Singvögel brüten in Sibirien und Nordskandinavien und kommen nur in unregelmäßigen Abständen zum Überwintern nach Mitteleuropa. Ihr Eintreffen fiel zufällig mit dem Auftreten von Epidemien und Krankheiten zusammen, weshalb sie im Niederländischen unter dem Namen "Pestvogel" bekannt sind. Seidenschwänze sind gesellig und treten in großen Schwärmen auf. Am Nymphenburger Schlosspark lieben sie vor allem das große Nahrungsangebot. Eine ihrer Lieblingsspeisen sind Misteln, die im Park an den Bäumen wachsen.
Die Künstler des Parks sind die Spinnen: Die Seide ihrer Netze ist hochelastisch, wasserfest und reißt auch bei starken Belastungen nicht. Nicht einmal eine Stunde braucht eine Spinne für den Netzbau. Ist es gesponnen, muss sie nur noch warten, bis ihr ein Insekt in die Falle geht. Jedes Netz ist ein Kunstwerk auf Zeit, denn nachdem die Beute gefangen ist, wird es wieder abgebaut, um an einer anderen Stelle erneut gesponnen zu werden. Eine fleißige Spinne kommt so in einer Nacht schon mal auf drei Netze. Im Morgentau strahlen die Netze in den Bäumen und Wiesen des Parks.
Dem aufmerksamen Spaziergänger wird nicht entgehen, dass die Luft im Park von zahlreichen "fliegenden Edelsteinen" erfüllt ist. Denn auch Libellen finden hier Dank der vielen Gewässer und der naturbelassenen Wiesen einen idealen Lebensraum.
Der Große Blaupfeil, verschiedene Heidelibellen, Pechlibellen, Federlibellen, die Gebänderte Prachtlibelle und die immer patrouillierende Königslibelle – viele Arten tummeln sich hier, und es gibt einiges zu entdecken. Dabei sollte man nicht nur übers Wasser oder in die Luft schauen; einige Arten – wie zum Beispiel der Blaupfeil – lieben es auch, sich auf den gekiesten Wegen zu sonnen.
Wer Glück hat, entdeckt dann sogar die seltene Kleine Zangenlibelle, eine gefährdete Libellenart aus der Familie der Flussjungfern (Gomphidae), der es scheinbar auch gut in Nymphenburg gefällt. Sie ist an der schwarz-gelben Zeichnung und den grünen Augen zu erkennen; die Männchen tragen außerdem eine markante "Zange" am Hinterleib.
Und um auch gleich die häufigste Frage der jüngsten Besucher nach den "Hubschraubern" zu beantworten: Nein, sie beissen nicht!
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